Nach einer kleinen Pause wird das Tagebuch heute wieder mit einem Eintrag gefüllt. Heute geht es vor allem um das schlechte Bild, das die deutsche Organisation des Turniers abgibt. Außerdem fröne ich meinem Lieblingsthema Gareth Southgate und bespreche den schwachen Turnierstart der Belgier. Wer das Tagebuch nicht verpassen möchte, kann es einfach als Newsletter abonnieren.
Deutschland, das infrastrukturelle Entwicklungsland
In englischen Medien herrscht derzeit ein Thema vor: die chaotischen Zustände rund um die EM-Stadien. Die Deutsche Bahn sei unpünktlich, der Nahverkehr eine Katastrophe. Die Fans müssen teils Stunden ausharren, um nach dem Spiel abreisen zu können. Deutsche Effizienz? Das war einmal!
Das überrascht keinen Deutschen, der in den vergangenen Jahren das Land verlassen hat. Wer andere Länder besucht hat, kann nur zu dem Schluss kommen, dass Deutschland in vielen Bereichen längst nicht mehr zur Weltspitze gehört. Viele Entwicklungsländer haben Milliarden in modernste Transportnetze investiert. Der Breitbandausbau ist selbst in Lettland, Chile oder Costa Rica wesentlich weiter fortgeschritten als in Deutschland. Vom Handynetz wollen wir gar nicht sprechen.
Es wäre jetzt leicht, der politischen Klasse die Schuld in die Schuhe zu schieben. Allerdings ist es ja nicht so, dass die Schwarze Null nur ein Fetisch unseres Finanzministers Christian Lindner ist. Die Schuldenbremse erhält seit Jahren in Umfragen verlässlich eine Mehrheit. Zumal ich persönlich nichts von der rot-grünen Obsession halte, Probleme einfach nur durch mehr Geld lösen zu wollen. Meine Erfahrung aus der Medienwirtschaft und der Kommunalpolitik: Wenn man ein marodes System mit Geld bewirft, finden die Verantwortlichen einen Weg, auf teurere Weise inkompetent zu sein.
Der Elefant im Raum ist für mich eine andere Tatsache: Wir sind alt. Älter als jede andere Gesellschaft, die in der Geschichte der Menschheit je existiert hat. Das zeigt sich in den Wahlergebnissen. Die Baby Boomer entscheiden jede Abstimmung. Sie haben wenig Interesse daran, das Land komplett umzukrempeln. Der Versuch der Digitalisierung wird ja nicht von oben abgelehnt, sondern schlicht von unten nicht angenommen. Man muss sich nur anschauen, was es in Hamburg für Beschwerdewellen gab, als der Fahrkartenverkauf beim Busfahrer eingestellt wurde. Stattdessen müssen die Fahrgäste – Gott behüte! – ein Ticket auf ihr Handy laden. Starte in diesem Land irgendein Digitalisierungsprojekt, irgendeinen Neubau, irgendeine Reform eines öffentlichen Dienstes – und sofort bilden sich zig Protestgruppen. Deutschland ist in diesem Bereich traditionell konservativer als ebenfalls alternde Länder wie Südkorea, Japan oder die skandinavischen Staaten.
Die dazugehörige Wahrheit lautet: Wir geben viel Geld für alte Menschen aus. Das ist kein Vorwurf; ich möchte keinem Mensch, der fünfzig Jahre hart geackert hat, die Rente absprechen. Wahr ist aber auch: Im 21. Jahrhundert sind knapp ein Viertel aller Beiträge im Bundeshaushalt für Zuschüsse zur Rente draufgegangen. Zwischen 1975 und 1995 lag dieser Anteil bei unter 15%. Er wird in den kommenden Jahren noch steigen, sobald die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Das verkleinert die Spielräume, um in Bildung und Infrastruktur zu investieren. Möchte man mehr Geld investieren, muss man an anderer Stelle sparen oder die Einnahmen erhöhen, Stichwort: Steuererhöhungen. Das sind alles keine leichten Lösungen. Ich beneide keinen Politiker, der angesichts der demographischen Schieflage in den kommenden Jahren schwierige Entscheidungen treffen muss.
Die fehlenden Investitionen der vergangenen 20 Jahre spüren wir jetzt. Während asiatische und auch osteuropäische Staaten in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihr Bildungssystem aufgemotzt haben, schneiden wir bei jeder Pisa-Studie schlechter ab. Ohne gebildetes Fachpersonal funktioniert jedoch keine Digitalisierung und auch keine Reform der Transportnetze; manchmal fehlt nicht nur das Geld, sondern schlicht auch die Kompetenz. Oder zumindest der Mut, neue Wege zu gehen.
Neben berechtigter Kritik an Gastgeber Katar war 2022 auch viel Hochnäsigkeit zu beobachten. Doch eins hat man von allen Besuchern der WM gehört: Die Organisation vor Ort funktionierte reibungslos. Es wäre schön, wenn man das zukünftig auch wieder von einem Turnier in Deutschland behaupten könnte.
England war schlecht, aber…
Wer das Tagebuch bei den vergangenen Turnieren verfolgt hat, kennt mein Lieblingsthema. Niemand verteidigt Gareth Southgate derart gewissenhaft wie ich. Der Trainer der Engländer ist nicht erst seit diesem Turnier umstritten. Zu vorsichtig, zu taktisch limitiert, zu ausrechenbar: Southgate gilt besonders in Fußballtaktik-Kreisen als überbewerteter Trainer.
Ich habe Southgate stets verteidigt. Die Ergebnisse gaben ihm schließlich recht. Er hat 2016 eine strauchelnde Fußballnation übernommen. England hatte seit 1996 kein Halbfinale eines großen Fußballturniers erreicht, obwohl sie Anfang des Jahrtausends die vielleicht individuell stärkste Mannschaft zu Turnieren schicken konnten. Wayne Rooney, Paul Scholes, Frank Lampard: An Talent mangelte es den Engländern nie. Dafür aber an taktischer Finesse, an Mannschaftsgeist und am Willen, über die Grenze des eigenen Leistungsvermögens hinauszugehen.
Southgate hat all diese Schwächen beseitigt. Dass wir von England als Favoriten bei diesem Turnier reden, liegt nicht nur an ihrem eindrucksvollen Kader. Southgate hat nach und nach die Traumata der Vergangenheit abgearbeitet, vom Elfmeter-Fluch über die fehlende defensive Stabilität bis hin zur Tatsache, dass die Engländer nicht mehr einbrechen, wenn es darauf ankommt – sondern in der K.O.-Phase ihre besten Spiele abliefern.
Ja, Southgate setzt auf Sicherheitsfußball. Das muss auf internationaler Ebene nicht verkehrt sein. Gerade Europameisterschaften im 24er-Format gewinnt man nicht, indem man Spiele gewinnt – sondern, indem man möglichst keine Partie verliert. Die beiden letzten Europameister haben das vorgemacht. Southgates „Safety first!“-Ansatz ist pragmatisch.
Nach dem englischen 1:0-Sieg gegen die Serben fehlt hingegen selbst mir das Material, um Englands Leistung schönzureden. Nach der glücklichen Führung zog sich England komplett in die eigene Hälfte zurück. Aus ihrem 4-1-4-1-System konnten sie keinen einzigen Konter zünden. Stattdessen jagten sie einen langen Ball nach dem nächsten ins Nichts.
Das große Problem: Von den Stärken, die Southgates Engländer bei den vergangenen Turnieren auszeichneten, war wenig bis gar nichts zu sehen. Southgate war es stets gelungen, seine Mannschaft defensiv stabil aufzustellen und ein „Wir-Gefühl“ zu schaffen. Defensiv sattelfest verteidigte die Elf im 4-1-4-1 selten. Es mangelte am Zugriff auf den Flügeln und an einer guten Abspreche zwischen Jude Bellingham und Trent Alexander-Arnold.
Apropos Absprache: Die Mannschaft wirkt nicht homogen zusammengestellt. Phil Foden ist auf Linksaußen verloren. Es gibt keine Idee, wie man ihn und Bellingham gemeinsam in das Spiel einbinden könnte. Bukayo Saka musste gegen Serbien den rechten Flügel allein beackern. Das tat er mit Bravour, aber auch ihm fehlte jede Bindung an das Spiel der Mannschaft. Harry Kane hing in der Luft und hatte praktisch keine Ballkontakte. Den Engländern mangelt es an Kohärenz.
Die englischen Schwächen fallen umso stärker auf, als dass andere Nationen auf einen gänzlich anderen Fußball setzen. Deutschland, Italien und Spanien fielen durch ausgefeilte Ballbesitzsysteme und aggressives Pressing auf. Selbst die Franzosen, lange bekannt als die Pragmatisten unter den Nationalteams, konterten mit wesentlich mehr Wucht gegen Österreich und verteidigten stärker als Einheit.
Es scheint ein wenig so, als sei Southgate in einer Confirmation-Bias-Schleife gefangen. Jeder Misserfolg bei einem großen Turnier bestätigt ihn darin, dass er zu viel Risiko eingegangen ist. Also fährt er von Turnier zu Turnier das Risiko weiter zurück, bis das eigene Spiel derart risikoarm ist, dass es schon wieder risikoreich wird.
Aber: Man sollte den Stab über eine Mannschaft nicht nach dem ersten Spiel brechen. Die Argentinier verloren in Katar bekanntermaßen ihr Auftaktmatch gegen Saudi-Arabien. Jeder weiß, wie das Turnier ausgegangen ist. Vielleicht straft Southgate am Ende mal wieder alle Kritiker Lügen.
Kurze Beobachtungen
- Bis zum gestrigen Nachmittag kam die EM ohne Überraschungen aus. Dann kam die Slowakei – und schlug Belgien mit 1:0. Zur belgischen Ehrenrettung sei gesagt: Sie hatten einige Möglichkeiten, das Spiel zu drehen. Doch insgesamt wirkte die slowakische Elf schlicht besser vorbereitet. Mir hat gefallen, wie sie nach der Anfangsviertelstunde das Spiel von Belgiens rechter Seite weggelenkt haben. Im Pressing zwangen sie Belgiens halblinken Innenverteidiger Zeno Debast immer wieder auf seinen schwachen linken Fuß, es gab so überraschend viele Ballverluste auf belgischer Seite. Auch im tiefen 4-1-4-1 in der zweiten Halbzeit überzeugte die Slowakei. Sie stellen für mich die bisher größte Überraschung des Turniers.
- Noch einmal zurück zum Thema Infrastruktur: Wieso funktioniert die Abreise der Fans so viel schlechter als an normalen Bundesliga-Spieltagen? Ich war erst einmal auf Schalke, ich kann mich dort aber nicht an ein derartiges Chaos erinnern, das beim Spiel England gegen Serbien vorgeherrscht haben soll. Was mich bei meinem Stadionbesuch in Hamburg gewundert hat: Die Shuttle-Busse, die normalerweise zwischen S-Bahn und Stadion verkehren, gab es nicht. Was steckt hinter dieser Maßnahme? Auch an anderen Orten sollen Shuttlebusse gefehlt haben. Hat die Uefa etwas gegen Omnibusse? So oder so: Deutschland gibt kein gutes Bild ab.
Das Titelbild zeigt einen ICE der Deutschen Bahn, Lizenz nach CC0.
Ziemlich viel Geraune und Stammtischparolen (Japan Vorreiter in Digitalisierung? Hahaha! Tolles Bildungssystem in Asien und Osteuropa? Oh weia)
Der zentrale Punkt wird nicht angesprochen: England hat in Gelsenkirchen, NRW gespielt. Frag doch mal die Schotten, was sie bis jetzt von Deutschland halten.
Sie können dem „Geraune“ und den „Stammtischparolen“ gerne Fakten entgegensetzen, sofern Sie mit meiner Interpretation nicht einverstanden sind. Ich lerne immer gern dazu. Ihr Beitrag ist aber nicht sonderlich konstruktiv und vor allem nicht sonderlich faktisch korrekt.
Der oben im Beitrag verlinkte Artikel über die schlechte Organisation der Transportwege entstand nach dem Schottland-Spiel. Dass die An- und Abreise in der Allianz Arena ein riesiges Problem darstellt, weiß jeder, der in den vergangenen Jahren ein Bayern-Spiel besucht hat. Probleme gab es nicht nur in Gelsenkirchen, sondern auch im erwähnten München, Frankfurt und Köln. Und dass bei der Deutschen Bahn ein Drittel aller Fernzüge zu spät kommen, ist allseits bekannt.
In meinem Beitrag habe ich nie behauptet, dass Japan ein „Vorreiter der Digitalisierung“ sei, sondern dass dort Innovationen schneller angenommen werden. Siehe das Transportwesen. Und dass das Bildungssystem der asiatischen Staaten nicht ganz so schlecht funktioniert, zeigen die Ergebnisse der Pisa-Studie von 2022. Ausgerechnet heute wurden die Teilergebnisse für den Bereich Kreativität veröffentlicht. Auf den Toprängen: Singapur, Südkorea sowie die baltischen Staaten. Auch Polen und Tschechien erzielen hier (leicht) bessere Werte als Deutschland. Der Mythos, in diesen Ländern werden die Schüler nur gedrillt und lernen kein kreatives Denken, ist damit auch entlarvt.
Ich bin aber wie gesagt gerne bereit dazuzulernen. Dazu müssten Sie aber mit mehr kommen als „Geraune“.
Hey Tobi,
Ich mag deine Gedanken zu genau den Punkten, finde aber, dass der Punkt der alten Gesellschaft hier als Erklärung lang nicht ausreicht (du hast natürlich auch nicht gesagt, dass das der alleinige Grund sei).
Ich glaube in der deutschen Gesellschaft hat sich eine Abneigung gegen Veränderungen und Investitionen entwickelt, die schon seit vielen vielen Jahren zu beobachten ist. Den deutschlandweiten Glasfaserausbau hat man bspw schon 1981 beschlossen und wurde von Kohl dann wieder gestoppt. Die Abneigung gegenüber langfristigen Investitionen in ETFs/Aktien und lieber das Geld aufm Sparbuch weniger werden lassen, ist auch gefühlt so alt wie Deutschland selbst.
Beim Bildungssystem schaue ich lieber auf die baltischen und skandinavischen Länder, nicht weil die asiatischen schlechter wären, einfach weil es mir leichter fällt mich mit einem europäischen Land mit ähnlichen Werfen zu vergleichen, als mit Singapur, wo ich noch nie war. Denke das geht vielen so.
Trotzdem bin ich immer stark verwundert, wenn in Deutschland über Reformen im Bildungssystem diskutiert wird und besonders wie viele noch diese frühe Gliederung der Kinder in (überspitzt gesagt) dumm, Arbeiterklasse, Akademikerklasse verteidigen. Zu behaupten, dass diese Aufteilung von 10 jährigem ein Erfolgskonzept sei, während jedes Land mit besserem Bildungssystem (ob skandivische, Baltische oder betreffende asiatische Länder) genau das nicht machen, grenzt ja schon an Ignoranz.
Zweiteiliger Kommentar:
a) Das mit der Benachrichtigung für den Newsletter klappt nicht so zuverlässig. Über den Eintrag von Tag wurde ich informiert. Zum heutigen Eintrag kam keine Mail.
b) Es scheint, dass der ÖPNV nicht dafür konzipiert ist, dass alle Besucher die Stadien mit diesem Beförderungsmittel an- und abreisen. Die UEFA hat wohl mit den exorbitanten Parkgebühren (24€) und dem geringen Parkplatzangebot erreicht, dass der Anteil an ÖPNV-Nutzern signifikant höher, wie bei einem normalen Bundesligaspiel war. Daher vermeintliches Chaos
Danke für deinen Kommentar, Klaus!
1. Die Mail sollte mittlerweile rausgegangen sein. Falls nicht, sag bitte Bescheid – dann muss ich nochmal in die DNS-Einstellungen meines Webservers schauen.
2. Es war aber auch Teil der deutschen Bewerbung, dass diese EM ein besonders grünes Turnier werden soll. Daher der hohe Fokus auf den ÖPNV.
Ich habe keine Ahnung, aber das ist das Internet, also meine Theorie:
Die Shuttle-Busse werden eventuell sonst von dem lokalen Verkehrsverbund gestellt (z.B. HVV in Hamburg). Jetzt sind Bund und die Bahn verantwortlich und haben die Shuttlebusse eventuell nicht mit eingebunden. Oder sind davon ausgegangen, dass die automatisch dabei sind.
Irgendsowas in diese Richtung kann ich mir gut vorstellen –> Eines der Probleme in D ist die wenige (auch digitale) Vernetzung und damit Koordinierung der verschiedenen Stellen. Alle wollen Chef sein.
Harry Kane hatte unter anderem auch deshalb keinen Ballkontakt, weil er VOR jedem möglichen Ballkontakt wie ein nasser Sack in sich zusammengefallen ist.
Zur Problemanalyse Investitionsstau in Infrastrukur. Aus dem RBTV-Forum:
Die Problemanalyse, der jahrzehntelang verschleppte Investitionsstau, liegt auf der Hand. Eine vermeintliche Lösung aber allein in der beschränkten Ideologie der Schuldenbremsen-Box denken zu können – „Möchte man mehr Geld investieren, muss man an anderer Stelle sparen oder die Einnahmen erhöhen, Stichwort: Steuererhöhungen“ – und in der konservativen Reaktanz des Boomer-Wahlvolks zu suchen (obwohl diese nicht allein Boomer betrifft, siehe demografische Wahlanalyse), für die dieses Dogma ebenso gilt, verkennt, dass es auch mal anders war und geändert werden könnte – wenn man wollte.
Verantwortliche Politiker:innen und demokratische Institutionen sind nicht allein Ausführungsorgane eines vermeintlichen Wählerwillens, der 4jährig über die Wahlurne und wöchentlich über Umfragen abgefragt wird. Demokratie heißt nicht Diktatur der Mehrheit, überspitzt ausgedrückt. Zur Verantwortung eines demokratischen politischen Amtes gehört auch, unpopuläre Entscheidungen und Weichenstellungen zu treffen zum Wohle der Menschen, die hier leben und leben werden. Und natürlich die Kommunikation dieser Entscheidung und Mitnahme der Menschen. Das betrifft auch, insbes. ÖRR, Medien.
Die kollektive Verantwortungs- und Gestaltungsverweigerung zum unmittelbaren individuellen Vorteil ist mMn einer der Pudels Kerne. Es scheitert am politischen Willen. Man will diese Investitions- und Pflegeausgaben in bspw. Infrastruktur, Umwelterhalt, Zukunftssicherheit, Gleichheit und nachfolgende Generationen, die sich erst in 10, 20 oder 30 Jahren bezahlt machen, nicht tätigen, weil sie könnten dem politischen Gegner nutzen und zahlen nicht unmittelbar auf den Nutzen der Verantwortlichen ein.
/Rant Ende
Sorry, aber diese Darstellung triggert mich.
Da du das politische Fass ja aufgemacht hast😏:
Zum Thema Demographie verweise ich einfach mal auf das Buch “Die Altenrepublik” von Stephan Schulz.
Und, lieber Tobi, bitte nicht die Schuldenbremse verteidigen, machen schon genug Quatschköpfe.
Ich kann deine Einwände nachvollziehen; nur die Konsequenz daraus bringt uns ja auch nicht weiter: Wir können dem Demokratischen Apparat nicht trauen, dass er keinen Unsinn macht, also beschränken wir ihn ist im Kern antidemokratisch.
Die Schuldenbremse ist ganz simpel gesagt halt unglaublich teuer: Jetzt etwas gegen den Klimawandel zu tun ist ein vielfaches billiger als später die Kosten zu tragen; in Infrastruktur zu investieren ist viel billiger , als zu warten, bis die kaputt geht. In das Bildungssystem zu investieren ist günstiger als es später neu aufbauen zu müssen und dann kommen da noch die Verluste im Humankapital dazu. Investionen sind wichtig.
Die Schuldenbremse führt nur dazu, dass wir die Kosten in die Zukunft schieben und dabei vermehren.
Prinzipielle Zustimmung zu Deinem Rant betr. „Veränderungsunwilligkeit.
Und da ich selbst Boomer bin: Vielleicht ein wenig zu pauschal. 😉
Noch zum Thema Sparpolitik/ Schuldenbremse sei mal auf den Artikel hier aufmerksam gemacht:
https://politischeoekonomie.com/macht-sparen-rechts-und-warum/
Ich hätte von dir auf mehr als eine Zeile zur Leistung Österreichs gehofft.
Bei den einheimischen Schreiberlingen scheint mir das vorab schon verinnerlichte Narrativ den Blick zu trüben. Also klassischer Confirmation Bias, wenn man so will.
Wie bewertest du Rangnicks Matchplan, vor allem auch mit Blick auf die Gruppenkonstellation?
Wie stehst du dazu: ist es wichtiger die elf besten Einzelspieler auf dem Platz zu haben oder dass jeder Spieler in seiner besten Rolle aufläuft? Konkret geth es um die Frage, ob wir mit Sabitzer und Laimer außen wirklich am stärksten sind.
Zu Österreich kommt von mir die Tage auch noch was! Ich habe mir das Thema noch etwas aufgespart, zumal ich das Spiel gegen Frankreich etwas komisch fand von der Dynamik. Also gib mir bitte noch ein paar Tage Zeit, meine Gedanken zu den Österreichern zu sortieren 🙂
Bin für alle Einsichten zum Fussball sehr dankbar. Politik gehört aber nicht hierher. Kommentare zu Rentenpolitik, Steuererhöhungen, Haushalt, Pisa? Weniger ist mehr um eine Binse zu zitieren. (Das war schon bei der Katar-WM so, wenn es stellenweise um Menschenrechte ging – soweit ich mich nicht falsch erinnere; nur weil die ARD das tut, muss das nicht richtig sein. Sonst landen wir schnell mit Rheinmetall und dem BVB in ganz tiefem Diskursmorast, oder Sklavenarbeit und die Textilindustrie/Sportartikelhersteller…)
Ich antworte einfach mal stellvertretend auf diesen Kommentar zu einigen Kommentaren, die ich zu vermeintlich politischen Texten bekomme, auch auf Social Media. Ich halte dieses „Bleib lieber beim Sport“ für eine sehr toxische Art des Diskurses. Nicht etwa, weil ich von mir behaupte, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Man kann sicher über alles, was ich schreibe, diskutieren und es auch als falsch kritisieren.
Ich habe zwei Probleme mit dieser Art der Kritik: Erstens postuliert es eine elitäre Sicht auf Politik. Als dürften nur Leute sich zu politischen Themen äußern, die mindestens einen Studienabschluss in einem relevanten Bereich vorweisen können. Das schließt unfassbar viele Menschen aus. Niemand hat das Recht, gehört zu werden; niemand hat das Recht, dass andere einem zustimmen. Aber jeder darf sich in unserem Land zu allen Themen äußern, sofern er sich im Rahmen der Gesetze bewegt. Selbst wenn meine Gedanken zu einem Thema dumm sind: Dann muss ich eben damit leben, dass die Leute mich für dumm halten. Das ist aber mein und nicht dein Problem.
Der zweite Punkt ist: Wenn ich Tagebücher wie dieses schreibe oder Posts auf Social Media absetze, verlange ich dafür nichts. Es kostet niemanden Geld, meine Kolumnen oder Tweets zu lesen. Jeder kann für sich entscheiden, nur meine Taktikanalysen zu lesen und die politischen Texte auszulassen. Genauso ist es aber mein Recht, dass ich mich zu den Themen äußere, auf die ich Lust habe. Manchmal stehe ich morgens auf und denke mir: Ich habe Lust über die taktischen Probleme der deutschen Mannschaft zu schreiben. Manchmal habe ich aber auch Bock, politische Themen zu besprechen. Niemand ist gezwungen, diese Ergüsse zu lesen, und jeder darf sie für dumm/naiv/uninformiert halten und nachher eine schlechtere Meinung von mir haben. Aber dieses pauschale „Politik gehört nicht hierher“, dazu auch noch vollständig ohne eigene Argumente, ist ein unfassbar übergriffiger Kommentar zu einem Text, den die betroffene Person kostenlos anbietet.