WM-Tagebuch, Tag 18: Flop Schwiiz!

Am gestrigen Dienstag gewann die Weltmeisterschaft noch einmal richtig an Fahrt. Nach sechs mehr oder weniger ungefährdeten Favoritensiegen hielt Marokko die Fahne der Außenseiter hoch. Spanien versagten im Elfmeterschießen die Nerven, sodass die zahlreichen Marokko-Anhänger auf der Tribüne den erstmaligen Einzug ins Viertelfinale feiern durften.

Am Abend ging es nicht minder spektakulär zu, als Portugal die von mir hoch eingeschätzten Schweizer mit 6:1 nach Hause schickte. Superstar Cristiano Ronaldo musste sich weite Teile des Spiels auf der Bank anschauen. Portugal unterstrich die Einschätzung zweier portugiesischer Analysten, die bereits vor der EM 2021 zu mir meinten: „Ohne Ronaldo könnte unser Land um den Titel mitspielen.“ Es ist sicher kein Zufall, dass Portugal ohne seinen Superstar pfeilschnellen Konterfußball zelebrierte. Ersatzmann Gonçalo Ramos empfahl sich mit drei Toren direkt für den nächsten Startelf-Einsatz. Und damit ab in die Analyse!

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Die Kunst, beim tiefen Verteidigen nicht einzuschlafen

Das war eine Überraschung! Marokko hält gegen Spanien 120 Minuten lang den Kasten sauber. Im Elfmeterschießen flattern die spanischen Nerven. Ihre Spieler verschießen sämtliche Elfer aus. Die Marokkaner haben es geschafft! Ihre Defensivtaktik führte zwar zu einem Ballbesitz-Negativrekord in einem WM-K.O.-Spiel (23%). Gleichzeitig verdammten sie Spanien über weite Strecken zur Wirkungslosigkeit.

Das hatte viel mit den Spaniern selbst zu tun. Sie hatten mit denselben Problemen zu kämpfen, die sie bereits seit Jahren plagen. Ihr Ballbesitzspiel funktioniert herrlich, solange sie die Kugel zwischen Innenverteidigern und Sechsern laufen lassen können. Sobald es aber darum geht, in den gegnerischen Strafraum zu gelangen, tun sie sich wahnsinnig schwer. Ihr ganzes Konstrukt ist darauf ausgelegt, den Ball zu halten. Da trauen sich maximal zwei Spieler in den Strafraum und eben nicht die notwendigen fünf bis sechs.

Dass Spanien zur Wirkungslosigkeit verdammt blieb, hatte aber auch viel mit dem Gegner zu tun. Marokko tat Spanien nicht den Gefallen, auch nur den kleinsten Zentimeter Raum zu öffnen. Sie zogen sich in einem 4-5-1 komplett an den eigenen Strafraum zurück. Auf den Flügeln konnten sie mit dieser Variante doppeln oder gar trippeln, ohne eine Lücke im Zentrum zu öffnen. Für eigene Konter fehlten dadurch zwar vorne Spieler, die den Ball in Empfang nehmen. Das war aber auch nicht Teil des marokkanischen Plans. Sie hofften, möglichst die Null zu halten und so in die nächste Runde einzuziehen. Der Plan ging auf.

Tief stehen, Räume schließen, jeden Ball klären: Das klingt auf dem Papier erst einmal simpel. Man selbst lässt wenig Räume hinter der Abwehr, sodass der Gegner permanent gegen einen Zehn-Mann-Block anläuft. Die kleinste Ungenauigkeit, der kleinste Fehlpass – schon verliert der Gegner den Ball. Gleichzeitig tummeln sich im eigenen Strafraum derart viele Füße, dass Schüsse des Gegners im Zweifel geblockt werden können. Spanien wagte aus diesem Grund nur 13 Schüsse in 120 Minuten. Trotzdem blockte Marokko immerhin fünf, nur ein Abschluss ging aufs marokkanische Tor.

Wenn es so einfach wäre, würde jeder Außenseiter diese Taktik erfolgreich anwenden. Dafür benötigt es im Grunde nicht einmal Talent. Man bräuchte nur zehn Mittelstreckenläufer, denen man beibringt, wie man im Raum zu verschieben hat – fertig ist die sattelfeste Defensive! Für Verschieben im Raum benötigt man schließlich keine Fähigkeiten am Ball.

Jeder Kreisliga-Trainer weiß, dass das taktische Verhalten nur eine Hürde darstellt. Die große Gefahr einer tief stehenden Defensive findet sich eher auf taktisch-psychologischer Ebene. Tief verteidigende Mannschaften neigen dazu, irgendwann zu passiv zu agieren. Sie schieben nur noch nach und reagieren auf den Gegner. Gleichzeitig vergessen die Spieler, Druck auf den ballführenden Gegner auszuüben oder konsequent in die Luftzweikämpfe zu gehen. Es ist verdammt schwer, über 90 Minuten die Intensität hochzuhalten, wenn der Gegner mit einem langsamen Ballbesitzspiel das Tempo bewusst niedrig hält. Marokko musste das sogar über 120 Minuten schaffen, am Ende mit arg schwindenden Kraftreserven.

Das Beeindruckende an der marokkanischen Leistung war die Tatsache, dass genau dies ihnen gelang. Immer wenn Spanien den Ball auch nur in die Nähe der marokkanischen Mittelfeldkette spielte, stürzten sich sogleich zwei Verteidiger auf den ballführenden Spieler. Die Marokkaner wirkten wie Terrier, die an einer Leine festgezurrt waren. Wenn der gegnerische Verteidiger den Ball hatte, war die Leine zu kurz. Aber wehe, Spanien spielte auf die Außen oder zwischen die Linien! Dann bissen die Kampfhunde zu.

Mich beeindruckte, wie konsequent die Marokkaner diese Art des Fußballs durchzogen. Es gab praktisch keine Situation, in der Spanien einen progressiven Pass spielte und Marokko nicht sofort zur Stelle war. Klar, sie profitierten davon, dass die Spanier nicht allzu oft versuchten, gefährliche Pässe zu spielen. Eine derart tiefe Defensive ist immer auch abhängig davon, dass der Gegner nicht doch einen Geniestreich parat hat. Dann ist der Weg nicht weit, um den Geniestreich in eine Torgelegenheit zu wandeln. Gegen Spanien haben die Nordafrikaner aber alles richtig gemacht. Mal sehen, wie weit der Weg der Marokkaner noch führt.

Schweiz: Veränderung muss nicht immer positiv sein

Das Spiel zwischen Portugal und der Schweiz dürfte die Vorfreude der Marokkaner auf das Viertelfinale etwas gedämpft haben. In der Vorrunde zeigten die Portugiesen einige gute, aber keineswegs überragende Auftritte. Gegen die Schweiz spielten sie sich in den Kreis der Turnierfavoriten. Das 6:1 war eine viel klarere Angelegenheit, als ich erwartet hatte. Ich hatte das Spiel gestern als 50:50-Spiel bezeichnet.

Nun muss ich zu meiner eigenen Ehrenrettung eilen. Vor einer Partie kann man nur das bewerten, was man bisher gesehen hat. Ich sah eine portugiesische Mannschaft, die über ein solides Ballbesitzspiel verfügte. Zugleich fand Cristiano Ronaldo noch nicht hundertprozentig in die Mannschaft, sodass vorne sowohl die Durchschlagskraft als auch die Seriosität im Pressing fehlte. Ich hatte schlicht nicht damit gerechnet, dass Trainer Fernando Santos es tatsächlich wagt, den Nationalheiligen auf die Bank zu setzen. Die Offensive um den neu ins Spiel gekommenen Gonçalo Ramos harmonierte blendend. Drei Tore, ein Assist: So kann man sein WM-Startelf-Debüt rechtfertigen.

Genauso wenig konnte ich damit rechnen, dass Murat Yakin seine Elf derart großflächig umbaut. Hier spielte sicher die Erkältungswelle mit hinein, welche die Schweiz bei dieser WM heimgesucht und Elvedi und Widmer auf die Bank gespült hat. Allerdings dürften auch taktische Überlegungen maßgeblich gewesen sein. Schließlich stellte Yakin vom 4-2-3-1-System der Vorrunde auf ein 5-3-2 um.

Ich kann nur vermuten, was Yakin dazu getrieben hat. Wollte er mit den beiden Flügelverteidigern die schwachen Außen der Portugiesen entblößen? Hoffte er, im Zentrum eine Überzahl herzustellen? Sollte ein Verteidiger den gegnerischen Stürmer bewachen, sodass dieser sich nicht ins Mittelfeld zurückfallen lassen kann?

Welche Gedanken Yakin sich auch gemacht haben mag: Auf dem Papier haben sie Sinn ergeben, in der Praxis nicht. Das 5-3-2-Pressing war nie in der Lage, Portugals Abwehr unter Druck zu setzen. Die Schweiz geriet vorne in Unterzahl, musste zu aggressiv herausrücken und geriet dadurch in letzter Linie in Unterzahl. Es half nicht, dass die gesamte Abwehrkette und Torhüter Yann Sommer einen rabenschwarzen Tag erwischten.

Grundsätzlich freue ich mich ja immer, wenn ein Trainer sich taktische Gedanken macht und sein Team an den Gegner anpasst. Ob ein WM-Achtelfinale dafür der richtige Zeitpunkt ist? Zumal die Schweiz gegen Brasilien bereits bewiesen hatte, dass ihr 4-2-3-1 auch defensiv funktioniert. Vielleicht sollte ich aber nicht taktische Wechsel an sich kritisieren, sondern viel eher diesen speziellen taktischen Wechsel. Denn auch wenn die Schweiz offensiv ganz passabel auftrat: Defensiv beraubte sie sich mit der neuen Formation jeglicher Chancen, gegen Portugal die Null zu halten. Kann halt nicht jeder so gut sein wie Marokko.


Kurze Beobachtungen

  • Ronaldos Demission sorgte für Aufsehen in den Sozialen Medien. Betrachtet man es nüchtern, war die Entscheidung längst überfällig. Ronaldo hat bei Manchester United praktisch nicht gespielt. Bei dieser WM fiel er weder durch Tore noch durch übermäßigen Einsatz im Spiel gegen den Ball auf. Dass die Portugiesen ohne ihren Superstar wesentlich stringenter verteidigten und konterten, ist kein Zufall. Ronaldo war aus meiner Sicht der zweitbeste Spieler dieses Jahrtausends nach Messi und der wohl beste Stürmer der Fußballgeschichte. Aktuell ist er aber ein 37-Jähriger ohne Spielpraxis, der – im Gegensatz zum ebenso alten Pepe oder Thiago Silva – vereinslos ist. Sportlich gesehen ist seine Degradierung gerade mal eine Spalte in den „Kurzen Beobachtungen“ wert.
  • Achraf Hakimi, das Schlitzohr, versenkte den finalen Elfmeter gegen Spanien als Panenka. „Um einen Panenka zu schießen, muss man entweder ein Genie oder ein Verrückter sein“, soll Pelé einst gesagt haben. Nach meiner persönlichen Erfahrung mag es Verrückte geben, die keine Genies sind. Es gibt aber kein Genie, das nicht auch verrückt ist. Hakimi hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern des marokkanischen Fußballs auf jeden Fall sicher: als verrücktes Genie.
  • Der Sieg Marokkos machte noch einmal auf bittere Weise klar, wie absurd es ist, dass die erste Weltmeisterschaft im arabischen Raum ausgerechnet in Katar stattfindet. Marokko bewarb sich bereits fünfmal auf die Ausrichtung einer WM, erstmals für das Turnier 1994. Die Stimmung beim Spiel gegen Spanien unterstrich, über welch lebhafte Fußballkultur Marokko verfügt. Während dem katarischen Publikum das Abschneiden ihres Teams herzlich egal schien, wurde Marokko über 120 Minuten eifrig unterstützt. Spaniens Ballbesitzspiel wurde konsequent ausgepfiffen, eigene Aktionen lautstark gefeiert. Die Begeisterung der arabischen Welt für Fußball findet sich nicht in Katar selbst. Sie muss importiert werden.
  • Urlaub! Naja, zumindest einen Tag lang. Morgen pausiert das WM-Tagebuch, ehe ich mich vor dem Viertelfinale der Weltmeisterschaft zurückmelde. Am Freitag blicke ich voraus auf die ersten Duelle. Vielleicht liefert der DFB bis dahin Stoff, über den es zu diskutieren gilt.

Leseempfehlungen

De Correspondent: We moeten het over de strafschop hebben. Want die straf is veel te hoog

The Athletic: Achraf Hakimi’s Panenka penalty was a rare triumph of artistry over analytics

Spiegel: BVB-Chef Hans-Joachim Watzke. Der Schicksalsmacher.


Das Titelbild, das Rui Patricio und Cristiano Ronaldo zeigt, stammt von Anna Nessi, Lizenz: CC BY-SA 3.0.

10 thoughts on “WM-Tagebuch, Tag 18: Flop Schwiiz!

  1. Wie immer, wenn große Mannschaften mit einer gewissen Spielart ausscheiden, kommt die Frage, ob sich Vorgehensweise XY überholt hat. Mit Spanien und Deutschland hat es die 2 großen Ballbesitzfanatiker erwischt, die zudem auch beide weitgehend auf Mittelstürmer in ihren Formationen verzichten. Hat sich das überholt?

    Generell scheint auf jeden Fall der Frankreich-Trend weiter auszubreiten, bei dem man vor allem auf eine klassische starke Defensive setzt und nach vorne hinnimmt, dass da numerisch Personal dann fehlt.

    Um mal für Ronaldo noch eine Mini-Lanze zu brechen: Ich denke, es ist wertvoll, ihn im Kader zu haben. Schon bei Portugals EM-Sieg, wo er dann verletzt ausfiel, brachte er seinen Ehrgeiz trotzdem noch fürs Team mit ein. So arrogant-egoistisch er auch rüberkommt, er scheint im Zweifel auch fürs Team zu sterben, wenn es sein muss. Ein Stück weit würde ich Portugal und ihm die WM gönnen. Ronaldo ist definitiv ein Spieler, den man als Vorbild sich nehmen darf, wenn man ihn komplett betrachtet: Hochgradig talentiert, aber trotzdem ein Trainingsmonster wie nur wenige andere. Und das machte ihn – vollkommen korrekt – zum Stürmer (so far) dieses Jahrtausends.

  2. Ich freue mich darüber, dass wenigstens 1 Team aus Afrika unter den letzten 8 ist, man war häufiger nah dran an solchen Überraschungen, umso schöner dass es jetzt mal geklappt hat. Das letzte Mal im AF war Marokko übrigens 1986, gegen DEU, als man durch ein Tor von Matthäus kurz vor Schluss 0-1 verloren hat. Was Spanien betrifft zeigt sich auch wieder, es bringt nichts in der Gruppenphase auf „platzierung“ zu spielen (auch wenn sich das erst durch den Spielverlauf ergeben hat).
    Zu Ronaldo – die Nibelungentreue durch Fernando Santos war am Ende ausgereizt, hatte es ihm aber nicht zugetraut den Wechsel durchzuziehen. Aber alles richtig gemacht. Hoffentlich bleibt er auch dabei. Das war doch ein ganz anderer Auftritt als in den vorherigen Spielen.

  3. Finde es immer wieder erstaunlich, wie sehr Portugal in der deutschen Betrachtung vernachlässigt wird. Einziger Fokus war und ist Ronaldo. Die Abneigung, die ihm insbesondere hierzulande zuteil wird (zugegebenermaßen nicht nur zu unrecht), hat aus meiner Sicht seit Jahren dazu geführt, dass das portugiesische Spiel selbst keinerlei Aufmerksamkeit erhält. Auch Tobis Betrachtungen bestätigen diesen Eindruck wieder, schon wieder ist die Schweiz hier im Fokus, trotz des tollen Spiels Portugals. Ich bin sehr gespannt, ob sich das ändern wird, wenn Ronaldos Ära endgültig vorbei ist.

    1. Zu meiner Ehrenrettung möchte ich sagen, dass ich während der vergangenen EM recht viel zu Portugal geschrieben habe. Daher hatte ich diesmal nicht das Bedürfnis verspürt, sie erneut in den Fokus meiner Texte zu legen. Das ändert sich in den kommenden Tagen aber sicherlich, vor allem, wenn sie in das Halbfinale einziehen.

  4. Hallo lieber Tobias
    Ich lese so gerne dein WM-Tagebuch! Mir reicht es, deine Einträge jeden Tag zu lesen anstatt die WM zu schauen. Ohne diese wäre es deutlich schwieriger. Umso fantastischer, dass du diese völlig unentgeltlich schreibst, ich würde auch für jeden Beitrag einen kleinen Betrag zahlen.
    Auch bei Bohndesliga freue ich mich jede Woche fast mehr auf die Folge als auf die Bundesliga selbst.
    Da ich jedoch kein großes Interesse habe dein Buch zu kaufen, gibt es eine weitere Möglichkeit dich und deine direkt Arbeit zu unterstützen?

    Liebe Grüße

  5. Zu den Franzosen: die pressen den Gegner nicht so hoch wie andere Teams, außerdem habe ich das Gefühl dass denen ein Stückweit die Leidenschaft fehlt. Wirkt alles sehr pragmatisch und nüchtern. Ob das mit dem Pressing am Spielermaterial oder der taktischen Ausrichtung liegt schwer zu beurteilen aber es funktioniert.

    1. Frankreich ist so etwas wie das Real Madrid der Nationalmannschaften.

      Ich denke, der Fokus im Trainerteam liegt da auf dem Man Management. Wenn dann elf der Klassespieler miteinander können und wollen, dann trägt das schon sehr weit.

      1. Schöner Vergleich. Ich denke, bei Frankreich funktioniert das, was sich die N11 und so mancher Bundesligist wünscht: Die Spieler sind einerseits alle top für ihre Position ausgebildet und „funktionieren“ deswegen grundsätzlich sehr stabil. Da weiß jeder, wie man standardmässig verschiebt, dass man einen Gegner auch mal nur wohin leitet usw. Bei der N11 (und noch mehr dem BVB) wirkt das an einigen „ungeliebten“ Positionen (alles mit Abwehr) so, als ob man das genauso erwartet, aber natürlich nicht bekommt.

  6. Hinterher ist man immer schlauer. Man stelle sich vor Ronaldo hätte einen günstigen Zeitpunkt gefunden und wäre als Legende in die USA gegangen oder hätte aufgehört. Was für ein Wahnsinn es gewesen wäre! Statt eines großen Knalls verglüht der Stern. Man stelle sich vor Portugal wird Weltmeister und Ronaldo hat keine Minute mehr seit dem Viertelfinale gespielt. Im Finale träfe man auf Argentinien und das Duell der Giganten findet nicht statt, weil CR7 auf der Bank sitzt.
    Ich bin gespannt, ob nach diesem Spiel noch Platz für ihn in der Mannschaft ist. Vielleicht schenkt man ihm noch Minuten gegen Marokko, wenn das Spiel entschieden ist, aber gegen Frankreich? Schwer vorzustellen.
    In ein paar Jahren wird man auf dieses Turnier zurückblicken und irgendeine mittelmäßige Sportbiographie-Doku wird sagen, dass es „das Ende einer Ära ist“.

  7. Das war wirklich ein monumentaler Fehlgriff von Murat Yakin. Man gibt sich einigermassen bedeckt, aber zwischen den Zeilen scheint herauszulesen zu sein, dass die Systemumstellung erst am Vormittag des Spieltags entschieden und den Spielern mitgeteilt wurde. Ohne das zuvor eingeübt zu haben, bzw. hauptsächlich als Folge der Absenz von Widmer, der das Abschlusstraining noch mitgemacht hatte. Ich weiss nicht, was schlimmer wäre – so spontan und trotz Widmers Ausfall unnötigerweise umzustellen oder grundsätzlich das Gefühl haben, so gegen Portugal bestehen zu können.

    Was Yakin aus taktischen Gründen (sonst noch) dazu bewogen hat, bleibt nach seinen unpräzisen Ausführungen auch einigermassen unklar. Er sprach einerseits davon, das Zentrum und die Schnittstellen zu haben zu wollen, dazu vor allem auf den Seiten nicht so entblösst sein zu wollen, wie das gegen Serbien teilweise der Fall gewesen sein soll(?) Anderseits sprach er von mehr Mut und dem Willen, mit hohen Aussenläufern Druck auf Portugal zu machen.
    Irgendwas mit hoch pressen, Druck über die Seiten machen und trotzdem Leute hinten haben, dürfte die Idee gewesen sein. Viel weiter gedacht wurde anscheinend nicht.

    Yakin mag Mannorientierungen und stellt im Mittelfeldzentrum fast immer Mann gegen Mann. Letztlich hat er mit dieser Systemwahl auf dem ganzen Feld Mann gegen Mann spielen lassen wollen – ohne aber je Zugriff zu bekommen.
    Shaqiri als Pressingstürmer; wing backs, die weit vorne die gegnerischen Aussenverteidiger pressen sollen; im Zentrum sowie hinten je 3 gegen 3. Selbst gegen mittelmässig talentierte Teams kann das ins Auge gehen.

    Gegen Portugal mit weiträumigen Bewegungen der Zentrumsspieler, spielstarkem Aussenverteidiger, so viel Talent am Ball und im 1 gegen 1 kann das unmöglich funktionieren. Man ist dauernd zu spät, in Unterzahl und macht das Spielfeld lang, was der grössten Stärke Portugals, ihrem Umschaltspiel, entgegen kommt.

    Bin sehr gespannt aufs Viertelfinale. Marokko wird natürlich ganz anders auftreten, sehr raumorientiert und kompakt verteidigen. Das wird für Portugal eine gänzlich andere und viel schwierigere Aufgabe. Allerdings haben die Energiereserven auch ihren Teil zum Erfolg gegen die Schweiz beigetragen und da dürfte man erneut klar im Vorteil sein. Was ja die Entscheidung von Yakin, so hoch und quasi 1 gegen 1 pressen zu wollen, nochmals unverständlicher macht.

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