Gedanken vor der Bundestagswahl, Teil 3: Zeit

Vor ein paar Monaten habe ich einen schwerwiegenden Fehler begangen: Ich habe einer News-App auf meinem Smartphone die Berechtigung erteilt, mir Benachrichtigungen zu senden. Die nächste Woche war ich damit beschäftigt, die ständig aufpoppenden Eilmeldungen wegzuwischen. „Scholz hält Grundsatzrede im Bundestag“, „Drei Tote bei Verkehrsunfall auf A24“, „Neuer Dschungelkönig gekürt“: Offenbar war keine Meldung zu klein, als dass man sie nicht als „Breaking News“ verkaufen konnte. Die App habe ich daraufhin von meinem Handy gelöscht.

Ganz so einfach lässt sich dem Phänomen nicht entgehen: Die Digitalisierung hat unseren Alltag beschleunigt. Früher hat der Alltag nur bei weltveränderten Nachrichten angehalten. Heute lässt jede kleinste Nachricht das Handy vibrieren. Niemand will verpassen, wie Geschichte geschrieben wird.

Die Zeit rückt damit in den Fokus. Die Welt wird schneller – so fühlt es sich zumindest an. Doch passiert wirklich auch mehr? Welchen Einfluss hat unsere Wahrnehmung der Zeit auf gesellschaftliche und politische Prozesse?


Zeit ist relativ. Um dieses Konstrukt zu verstehen, braucht man nicht Albert Einsteins Relativitätstheorie zu büffeln. Jeder hat es in seinem Leben bereits erfahren. Wenn ich eine Stunde auf den Bus warte, zieht sich die Zeit wie Kaugummi. Wenn ich hingegen in einem Vergnügungspark von einer Attraktion zur anderen hetze, vergeht eine Stunde wie im Flug.

Nun sind diese Beispiele völlig veraltet. Niemand starrt an einer Bushaltestelle 45 Minuten auf den Boden. Wir alle tragen die Ablenkung für solche Momente in unserer Hosentasche: unsere Mobiltelefone. Wer länger als einen kurzen Augenblick warten muss, startet einfach eine der zahlreichen Apps auf seinem Handy. Objektiv gesehen warte ich immer noch eine Stunde lang auf den Bus. Subjektiv gesehen habe ich in der Zeit Nachrichten gelesen, mir Videos aus der Welt angeschaut, Spiele gezockt oder im Zweifel sogar gearbeitet.

Im Schnitt hängt der Deutsche 150 Minuten pro Tag am Handy. Nur selten starren wir längere Zeit am Stück auf unser Telefon. 45- bis 75mal am Tag holen wir das Gerät aus der Hosentasche, wobei der Großteil der Sitzungen keine zwei Minuten dauert. Wir checken immer mal wieder, was es Neues gibt – und packen das Handy dann sofort wieder weg. Mobiltelefone haben unser Verhältnis zur Zeit verändert. Wer eine freie Minute übrighat, schaut schnell auf sein Handy.

Was das für einen Effekt auf den Menschen hat, wird seit Jahren untersucht. Die Befunde deuten in eine Richtung: Kinder, die lange am Handy hängen, konzentrieren sich schlechter. Erwachsene, die häufig aufs Smartphone blicken, arbeiten weniger produktiv. Es fällt vielen Menschen zunehmend schwer, sich auf einzelne Aufgaben zu konzentrieren. Einfacher gesagt: Wir verlernen die Fähigkeit, Langeweile auszuhalten. Und damit verlieren wir auch ein Stück weit die Geduld.

Dieser Text soll nicht in eine Moralpredigt ausarten. Ich würde Wasser predigen und Wein trinken: Ich selbst ordne mich mit rund 140 Minuten Handyzeit am Tag im nationalen Durchschnitt ein. Pandoras Büchse ist ein Apple-Produkt, und sie lässt sich nicht mehr schließen. Dieser Text möchte auf eine andere Frage eingehen: Welche Folgen hat die veränderte Wahrnehmung der Zeit für unsere Gesellschaft und die Politik?


Ich habe oben geschrieben, der Mensch hole „schnell“ sein Handy raus und nutze es meistens nur „kurz“. Das ist nur in Teilen wahr. Hat man einmal die Social-Media-App seiner Wahl geöffnet, tut diese alles dafür, dass man sie so schnell nicht mehr schließt. Das nächste Bild oder Video sind nur einen Swipe entfernt.

Soziale Netzwerke manipulieren unseren Dopaminausstoß, damit wir möglichst viel Zeit in ihnen verbringen. Auch die Breaking-News-Push-Nachrichten der Medien-Apps sind nichts Anderes als der Versuch, den Menschen aus der realen in die digitale Welt zu ziehen. Die Verweildauer in einer App sowie die Anzahl an Klicks speisen schließlich die Einnahmequelle der meisten Apps. Je öfter ich durch Instagram oder Twitter scrolle, umso mehr Werbung können diese Konzerne ausspielen.

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Tatsächlich hat das Internet nicht nur über Soziale Netzwerke zur Beschleunigung unseres Lebens beigetragen. Nachrichten wandern heute schneller um die Welt. Es braucht keine Sondersendung im Fernsehen, um die Bilder eines Terroranschlags zu sehen. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass die vergangenen Jahre äußerst ereignisreich waren. Die Coronakrise, der Ukrainekrieg, Trumps Präsidentschaft: Die Welt befindet sich wahrlich im Wandel. Gefühlt passiert immer mehr in einem immer kürzeren Zeitraum. Wahr ist aber auch: Wer sich ständig Nachrichten ausgesetzt sieht, bekommt automatisch das Gefühl, dass mehr Nachrichten-würdige Ereignisse geschehen. Unsere Zeit wird auch deshalb schnelllebiger, weil Internetkonzerne ein Interesse daran haben, dass wir dieses Gefühl bekommen.


Als Friedrich Merz vor einigen Wochen den CDU-Antrag zur Migration vorstellte, sagte er: „Die Zeit für Gespräche, für Arbeitskreise und für Diskussionsgruppen ist jetzt vorbei. Es ist jetzt die Zeit für Entscheidungen.“ Es ist ein Satz, der Macht ausstrahlen soll: Jetzt wird nicht mehr geredet, jetzt wird gehandelt!

Tatsächlich hängen Zeit und Macht eng zusammen. Machtbeschränkung funktioniert fast immer über den Faktor Zeit. In einer Demokratie lassen sich selten Entscheidungen zeitnah treffen. Gesetze müssen geschrieben und im Parlament debattiert werden. Betroffene Gruppen wollen angehört und Kompromisse gefunden werden. Am Ende müssen Gerichte entscheiden, ob die Gesetze im Einklang stehen mit der Verfassung. Das alles dauert seine Zeit.

Wenn autoritäre Kräfte an die Macht gelangen, eliminieren sie als Erstes den Faktor Zeit. Sie steht der absoluten Machtausübung im Weg. Donald Trump etwa wartet nicht, bis Gesetze beschlossen sind. Er regiert über Exekutivverfügungen, die eine Dringlichkeit und Unverzüglichkeit besitzen. Er schafft Tatsachen, die mit der Zeit nur schwer wieder einzufangen sind. Damit strahlt er Macht aus und hebelt zugleich die Gewaltenteilung aus, die eine Demokratie erst zu einer Demokratie macht.

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Dass diese Art der autoritären Machtausübung eine große Anziehungskraft auf Menschen hat, habe ich bereits beim Thema „Macht“ aufgegriffen. Ich möchte an dieser Stelle hinzufügen: Die zunehmend fehlende Geduld ist ein Schlüsselfaktor, warum diese Art der Machtausübung immer attraktiver erscheint. Wenn sich die Welt gefühlt immer schneller dreht, wenn ständig irgendwo etwas passiert: Wirkt es da nicht aus der Zeit gefallen, wenn eine einfache Gesetzesänderung Monate, wenn nicht gar Jahre braucht? Wenn alles schneller wird – warum bewegt sich dann nicht auch die Politik schneller?

Mit diesem Gedankengang verlässt man jedoch schnell die demokratische Spielwiese. Ein autoritärer Staat wie China kann mühelos seine gesamte Bevölkerung in Quarantäne stecken, genauso wie er mit einem Fingerschnippen diese Verordnungen wieder aufheben kann. Eine Staatsform, in der alle Menschen dieselben Rechte genießen sollen, darf das nicht einfach so tun. Zu leicht ließe sich so der Staat den Interessen Einzelner unterwerfen, zu selten ist damit die Teilhabe aller am politischen Prozess gewährleistet.


Zeit ist nicht nur als machtbeschränkender Faktor wichtig. Zeit hilft, gute Entscheidungen zu treffen. Die Weisheit, man solle „eine Nacht drüber schlafen“, trifft auch auf politische Entscheidungen zu: Im Moment nationaler Erregung werden höchstens Schnellschlüsse getroffen, die heftiger ausfallen als kühle, sachlich durchdachte Entscheidungen.

Wir haben dies während der Corona-Maßnahmen gespürt. Die Pandemie zwang uns, Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit zu treffen, für die eine Demokratie sich normalerweise Zeit lässt. Vieles wurde im Sinne der Kontrolle der Epidemie richtig entschieden; manches ging zu weit. In der Notsituation ließ sich dies nur schwerlich besser managen, weil Zeit ein beschränkender Faktor bei der Eindämmung der Pandemie war. So wurden etwa Schulschließungen durchgewunken, die zwar das Infektionsgeschehen eingedämmt, aber auch viel psychologischen und sozialen Schaden angerichtet haben

Es hat einen guten Grund, warum der Bundestag Gesetze nicht Hals über Kopf beschließt. Experten wollen angehört, Gutachten eingeholt, verschiedene Interessen zusammengebracht werden. Am Ende sollte in einer demokratischen Gesellschaft ein Gesetz nicht nur für denjenigen funktionieren, der es schreibt – sondern für alle. Indem man sich die Zeit nimmt, verschiedene Interessen zusammenzuführen, erreicht man dieses Ziel.

Wenn man Entscheidungen schnell trifft, erzielt man selten die besten Ergebnisse. Die Trump-Administration hat beispielsweise in den vergangenen Wochen zahlreiche Menschen gefeuert, von denen sie im Nachhinein feststellen musste: Shit, die brauchen wir ja noch! Mehrfach musste Trump bereits Vorhaben zurücknehmen, weil seine Administration die Konsequenzen nicht ordentlich durchdacht hatte.

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Gut durchdachte Entscheidungen sind in einer zunehmend verbundenen Welt umso wichtiger. Zu schnell kann ein undurchdachter Vorschlag einen Flächenbrand auslösen. In meinem Essay zum Thema „Macht“ habe ich das Beispiel Liz Truss angeführt. Sie wollte als britische Premierministerin auf-Teufel-komm-raus ihre Steuerreform durchdrücken, ohne nach links oder rechts zu schauen. Hätte sie sich Zeit für einen ausgearbeiteten Haushaltsentwurf genommen, wäre sie länger Premierministerin geblieben als die Lebensspanne eines Salatkopfs.

In gewissen Bahnen kann man sie sogar in Schutz nehmen. Die Parteimitglieder, die sie gewählt haben, haben von ihr schnelle Lösungen verlangt. Hätte sie mit ihrer Steuerreform ein oder zwei Jahre gewartet, hätte sie sicher sein können, dass in der schnelllebigen Medienwelt fünf andere Themen den Blick auf ihr Prestigeprojekt versperrt hätten. Sie wollte mit Nachdruck und höchster Geschwindigkeit ihre Macht demonstrieren, ehe die ungeduldige Öffentlichkeit ihren Daumen senkt – mit den bekannten Folgen.


Sich Zeit für Entscheidungen zu nehmen, ist in gewisser Weise ein Luxus. Wenn eine Steuerreform nicht verabschiedet oder ein Handelsabkommen mit Verspätung beschlossen wird, ist der Schaden beschränkt. Die Krisen der Welt schaffen aber genau diesen Zeitdruck. Die Pandemie ist nicht das einzige Beispiel, bei dem Zeitdruck unser Handeln zunehmend bestimmt. Die Klimakrise spitzt sich mit jedem Jahr zu, indem wir weiter CO2 in die Atmosphäre pusten.

Politiker des demokratischen Spektrums stehen vor einer immer schwereren Aufgabe. Viele von ihnen wissen, dass radikale Maßnahmen nötig sind, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. Sie wissen aber auch, dass diese radikalen Maßnahmen weder im Volk beliebt sind – noch in einer Demokratie vorgesehen. Man kann das Klima aber nicht zu Konferenzen einladen, mit ihm Koalitionsgespräche führen oder es vor einem ordentlichen Gericht verklagen. Man kann nicht auf Zeit spielen.

Dass die autoritären Kräfte auf der Welt an Gewicht gewinnen, verschärft den Zeitdruck: Eine ihrer vorrangigen Strategien lautet es, Entscheidungen schnell zu treffen, um Stärke zu demonstrieren und das Gegenüber zu überrumpeln. Zugleich schaffen sie damit Zeitdruck für andere Akteure. Trumps Handeln in der Ukraine-Frage setzt aktuell Europa unter Zeitdruck – eine Entwicklung, welche für manchen europäischen Politiker gerne hätte langsamer passieren dürfen.

Somit stehen die klassischen demokratischen Institutionen von vielen Seiten unter Zeitdruck: von Bürgern, die zunehmend ungeduldig werden; von natürlichen Katastrophen, die im Zuge des Klimawandels stetig zunehmen; von autoritären Kräften, die mit der Brechstange die Welt umzubauen versuchen. Der Versuch, sich gegen all diese Krisen Zeit zu kaufen, wird zunehmend schwieriger. Es ist kaum mehr möglich, angesichts des äußeren Zeitdrucks Entscheidungen zu treffen, die gut durchdacht sind und möglichst keinen Schaden anrichten in einer immer engen verbundenen Welt.


Jeder Wahlkampf hat seine dominierenden Themen. In diesem sind es Migration und Wirtschaft; es sind angesichts der vergangenen Jahre Themen, welche die Deutschen aufwühlen. Interessanter ist meist, über welche Themen nicht gesprochen wird. So bleibt neben dem Klimawandel und dem Ukrainekrieg ein weiteres existenzielles Thema außen vor: die demographische Entwicklung.

Deutschland altert. Der durchschnittliche Deutsche ist knapp 45 Jahre alt. Knapp ein Drittel der Bevölkerung ist über 60 Jahre alt. Bald werden hierzulande nahezu so viele Rentner leben wie Menschen in Arbeit. Der einzige Grund, warum Deutschland nicht bereits in den vergangenen Jahren massiv geschrumpft ist, war die hohe Migration. Es ist das aus meiner Sicht unterschätzteste gesellschaftliche Paradigma unserer Zeit: In der Geschichte der Menschheit gab es schlicht nie Gesellschaften, die derart alt waren. Bislang waren die Jungen stets in der Überzahl (und sind es in den meisten Teilen der Welt immer noch).

Was macht es mit einer Gesellschaft, wenn die Mehrzahl der Menschen einen Großteil ihres Lebens nicht mehr vor, sondern hinter sich hat? Es ist auf jeden Fall eine Antwort auf die Frage, warum sich westliche Gesellschaften derzeit mit Veränderungen so schwertun: Die meisten Menschen sind in einem Alter, in der Veränderung im Leben nicht mehr aufregend, sondern zerstörend wirkt. Warum sollte ein Rentner eine Wärmepumpe statt einer Ölheizung einbauen, wenn sich das Gerät erst nach zwanzig Jahren rentiert? Die Wahrscheinlichkeit, dass er vorher stirbt oder im Altenheim landet, ist recht hoch.

Auch gesellschaftlich zeigt sich das Phänomen der Vergreisung: Viele Menschen sehnen sich zurück in eine Zeit, in der sie jünger und die Welt vermeintlich besser war. Nostalgie ist der beherrschende Faktor unseres Zeitgeists, sei es in den Medien oder der Kunst. Es ist ein Phänomen, das South Park passend mit den „Member berries“ persiflierte. Die größte Verzerrung der Realität findet heutzutage durch die Älteren statt, die sich in eine nostalgisch-verklärte Vergangenheit zurückziehen.

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Dass unser Land immer älter wird, hat konkrete Folgen für die Gesellschaft. Es ist praktisch unmöglich, Politik an den Interessen der Rentner vorbeizumachen. Zukunftsinvestitionen erscheinen unattraktiv, zumal ein immer größerer Teil des Bundeshaushalts sowie unserer Wirtschaftsleistung in Rentenzahlungen fließt. Auch aus diesem Grund ist es für die Politik zunehmend schwer, auf drängende Probleme zeitnah zu reagieren.


Nicht nur unsere Gesellschaften altern. Auch unsere Anführer. Donald Trump ist 78 Jahre alt. Wladimir Putin ist 72. Xi Jinping ist 71. Wären sie normale Arbeitnehmer, würden sie allesamt ihre Rente genießen. Putin und Trump leben sogar bereits länger, als die durchschnittliche Lebenserwartung eines männlichen Bürgers ihres Landes vorsieht.

Für sie alle gilt: Ihre Zeit läuft ab – und das eher früher als später. Dass Putin ausgerechnet im Anschluss an die Coronakrise die Ukraine attackierte, dürfte kein Zufall sein. Um etwas Küchenpsychologie zu betreiben: Die Pandemie dürfte ihm seine Sterblichkeit vor Augen geführt haben. „Meine Zeit läuft ab. Wenn ich noch erleben möchte, dass Russland zu alter sowjetischer Größe zurückfindet, muss ich das jetzt erledigen.“

Das ist selbstredend eine arg triviale Analyse. Dass Russland ausgerechnet in diesem Jahrzehnt die Ukraine angegriffen hat, dürfte aber ebenfalls mit dem Faktor Zeit begründet sein: Die russische Gesellschaft altert noch rasanter als unsere. Zugleich sind die russischen Verkaufsschlager Gas und Öl immer weniger gefragt. Überspitzt gesagt: In ein paar Jahrzehnten ist Russland weder demographisch noch finanziell fähig, einen derartigen Krieg zu stemmen. Die Zeit läuft gegen das Land.

Dass nicht nur Putin, sondern auch den beiden Anführern der wichtigsten Länder auf der Welt die Zeit ausgeht, ist keine gute Nachricht. Für Xis Taiwan-Frage gilt Ähnliches wie für Putins Sowjetunion-Träume: Wenn Xi die Wiedervereinigung mit der abtrünnigen Provinz Taiwan selbst erleben möchte, muss er in den kommenden Jahren handeln. Passend dazu hat er bereits zu Protokoll gegeben: Die Wiedervereinigung Chinas dürfe nicht von Generation zu Generation weitergereicht werden. Man kann die Aussage deuten als: „Meine Generation wird es erledigen.“

Donald Trump wiederum stellt in den USA die Weichen für eine autoritäre Amtsführung. Doch selbst wenn er die Verfassung bricht und sich zum dritten Mal zum Präsidenten wählen lässt, wird er kaum mehr die gesamte Amtszeit körperlich durchhalten. Dass er aktuell während seiner zweiten Amtszeit ein Vorhaben nach dem nächsten durchpeitscht, soll ihm helfen, möglichst schnell seine Ziele zu erreichen.

In einer solchen Welt geht ein wichtiger Faktor für gute Entscheidungen verloren: Zeit. Viele unserer Institutionen mögen uns dieser Tage fehlerhaft erscheinen, zu sehr auf Kompromisse und Langsamkeit bedacht. Doch die internationale Zusammenarbeit nach dem Zerfall der Sowjetunion hat der Welt ein ungekanntes Maß an Wohlstand und Stabilität gebracht. Allein in den vergangenen fünf Jahrzehnten sind Millionen Menschen aus der Armut gehoben worden. Es herrschte für einen immer größer werdenden Anteil an Menschen Frieden.

Diese Zeit scheint vorbei. Der Wandel der Welt beschleunigt sich. Technologische Großkonzerne verdienen an der Beschleunigung der Welt. Die Menschen erwarten eine neue Geschwindigkeit von ihren Politikern, die Großkrisen der Welt sowieso. Den mächtigsten Männern geht die Zeit aus – mit ungewissem Ausgang.

Das Titelbild zeigt Salvador Dalis Kunstwerk „Die Beständigkeit der Erinnerung“. Das Bild von Mark Zuckerberg stammt von Anurag R Dubey. Lizenz: CC-BY-SA-4.0. Die Bilder von Donald Trump und Liz Truss sind lizenzfrei. Die Member Berries stammen aus der Serie South Park der Firmen South Park Studio & Comedy Central.

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